Das Neue zwischen Selbstzweifel und Selbstgewissheit
„Nicht wächst das Fragen aus dem Staunen, sondern es entsteht das Staunen aus dem Befragtwerden.“ Aron Bodenheimer
Es ist ein wohlerprobtes Mittel, um eine Sache zu verstehen: zu bestimmen, worauf sie reagiert. Wie lautet die Frage, auf die eine Strategie, eine Organisationsform, ein Konflikt die Antwort darstellt? Und, so ließe sich fortsetzen, taugt sie noch als Lösung? Könnte es vielleicht längst andere, bessere Erwiderungen geben auf das Problem? Es gibt Fragen, die stellen sich. Sie drängen sich auf, ohne dass sie schon genau ausformuliert wären. Da ist die Aufgabe, einfühlsam zuzuhören, und das, was sich vorsichtig ankündigt, zum Sprechen zu bringen. Und es gibt Fragen, bei denen müssen wir eingreifen, weil nur so eingefahrene Routinen, Erfolgsmodelle, faule Kompromisse aufgebrochen werden können, in denen wir uns allzu bequem eingerichtet haben. Fragen verstören. Aber nicht jede Antwort beruhigt. Unternehmenslenker sind oft Antwortmenschen. Wenn schon nicht frei vom Zweifel, verbergen sie meist die eigene Unsicherheit, nicht zuletzt, um der angenommenen Aufgabe willen, anderen, den Mitarbeitenden oder Kundinnen und Kunden, eine feste Orientierung zu vermitteln. Sie scheinen zu wissen, wo es langgeht. Was aber, wenn die überkommenen Wege ausgetreten sind? Wenn Neues sich annonciert? Wenn Unvertrautes zu denken nötig ist? Wenn die Frage vor der Antwort ein Vorrecht, nicht nur einen Vorrang, eingeräumt bekommt, vielleicht gar ein dauerhaftes? Dann kommt alles darauf an, Ungewissheit wie Selbstzweifel als unternehmerische Tugenden zu entdecken. Wir sind Meister darin, Antworten zu geben, nicht selten auf Fragen, die sich gar nicht stellen. Wie aber lautet die Frage, mit der wir alle, auch uns selbst, überraschen und ins Staunen bringen?