Dr. Ulrich Stoll · Festo SE & Co. KG
Liebe Kongressteilnehmerinnen und Kongressteilnehmer,
zu Beginn der 2020er-Jahre bekommt man das Gefühl, dass die Welt noch nie so dynamisch war wie heute. Doch ich kann Ihnen versichern: auch früher waren die Veränderungen schon sehr anspruchsvoll. So durfte ich vor 25 Jahren an meiner Alma Mater ein von uns Studierenden organisiertes Symposium eröffnen. Das Thema: „New Realities – New Priorities.“
Beim Wittener Kongress richtet sich der Blick vor allem auf Familienunternehmen. Das ist richtig, denn sie sind die Seele und Stärke der deutschen Volkswirtschaft. Neun von zehn Unternehmen sind Familienunternehmen. Sie schaffen Arbeit und Wohlstand in allen Teilen unseres Landes. Sie sind das stabilisierende Element unserer Wirtschaft und unserer Gesellschaft. Der Status Familienunternehmen allein ist jedoch keine Garantie für Erfolg. Familienunternehmen müssen sich täglich am Markt behaupten. Ihre Raison d’Être entsteht aus wettbewerbsfähigen Produkten und Dienstleistungen.
Zu dieser Herausforderung ist mit der Coronapandemie eine weitere hinzugekommen. Unternehmen müssen resilient gegenüber Krisen sein, auch um externe Schocks abfedern zu können. Dabei können Familienunternehmen ihre Tugenden ausspielen: Flexibilität sowie eine hohe Entscheidungs- und Umsetzungsstärke.
Dafür brauchen Familienunternehmen aber auch einen wettbewerbsfähigen Standort. Deutschland hat gegenüber anderen Ländern viele industriespezifische und wirtschaftspolitische Vorteile. Doch in manchen Punkten hinken wir mittlerweile hinterher. Der Länderindex der Stiftung Familienunternehmen zeigt, dass Deutschland im Vergleich zu zwanzig anderen Industrienationen im hinteren Drittel liegt. Insbesondere bei den Themen Steuern, Energie und digitale Infrastruktur gibt es erheblichen Nachholbedarf. Dieser lässt sich nur noch durch Strukturreformen seitens der Politik beantworten. Gleichfalls könnte damit die Resilienz des Wirtschaftsstandorts erhöht werden.
Die anfangs erwähnten neuen Realitäten traten damals wie heute im Plural auf. In meiner Rede als Student verwendete ich Begriffe wie Umbruch, Wandel oder Transformation – aber auch Aufbruch und Chance! –, um die Dynamik jener Tage in Worte zu fassen. Die Termini sind heute dieselben. Deshalb bleibt auch die Anforderung an uns Familienunternehmer dieselbe: „NEU DENKEN – gestärkt handeln.“
Unter dieses Generalthema hat das studentische Organisationskomitee der Universität Witten/Herdecke den 23. Kongresses für Familienunternehmen gestellt. Als Schirmherr wünsche ich allen Teilnehmenden eine instruktive Veranstaltung mit wertvollen Kontakten und Impulsen für innovatives Denken und wirkungsvolles Handeln.
Ihr Dr. Ulrich Stoll